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Seeschmiede Klein Trebbow - Feuer, Wasser, Amboss

Klein Trebbow (bw). Wer die schmucke Feldsteinkirche in Roggenhagen bei Friedland genau betrachtet, dem fällt auf, dass auf dem Turm des Bauwerkes etwas entscheidendes fehlt: die Turmbekrönung. Diese wurde allerdings nicht entwendet oder zerstört, sondern liegt gegenwärtig zu einer längst fälligen Grundinstandsetzung auf der Werkbank der Seeschmiede in Klein Trebbow. Kunstschmied Stefan Weber hat die Aufgabe übernommen, die anspruchsvolle Restauration vorzunehmen. „Das Kreuz ist weitestgehend fertig, jetzt setze ich die Arbeit an der Wetterfahne fort. Diese wird natürlich wieder drehbar gestaltet. Kompliziert ist das Ganze deshalb, weil hier zwei verschiedene Metalle miteinander verbunden werden, die durch Umwelt- und Witterungseinflüsse miteinander reagieren. Deshalb muss dort eine spezielle Isolierschicht dazwischen“, erklärt der Fachmann. Die Fahne selbst stammt aus dem Jahr 1745 und wurde bei der damaligen Dacherneuerung der Kirche aufgebaut. „HGVG“, „AJVB“ und „1745“ sind darauf ausgeprägt, dazu kommen noch einige individuelle Buchstaben und Zahlen, die vermutlich in späteren Jahren dort hinterlassen wurden. Auch die große Kugel mit den Relikten vergangener Zeiten hat arg gelitten. Davon zeugen unter anderem mehrere Einschusslöcher von Karabinermunition. „Nach der Restauration wird alles wieder in neuem Glanz erstrahlen. In einem feierlichen Akt soll dann die Kartusche gefüllt werden, bevor sie wieder auf ihren Stammplatz verbracht wird“, weiß Stefan Weber. Für die Sanierung gibt es keine Patentlösung und auch keine Fachliteratur hilft hier weiter. Bei diesen Blech- und Schmiedearbeiten kommt es ganz auf das Wissen, die Erfahrung und das Geschick des Kunstschmiedes an.

Diese Werte hat sich Stefan Weber durch seine Lehrzeit beim weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannten Schmiedemeister Uwe Böttcher aus Penzlin und mit etlichen Praxisjahren angeeignet. „Was einen Kunstschmied auszeichnet, ist die unaufgeregte Herangehensweise an seine Aufgaben. Gute Planung, Arbeit mit Übersicht und das handwerkliche Geschick komplettieren seine Arbeit. Und wie mein Meister immer sagte, 'eben ruhig wegarbeiten', das sind die Grundpfeiler“, fasst der 40-Jährige zusammen.

Die Palette der Produkte aus der Seeschmiede ist recht umfangreich. Ein wichtiger Zweig des Handwerks ist heute natürlich die Restaurierung alter Schmiedearbeiten. Aber auch Jagd- und Küchenmesser, Hufeisen, kleinere Tore oder die unterschiedlichsten Skulpturen gehören zum handwerklichen Leistungsumfang von Stefan Weber. Erst kürzlich hat der Kunstschmied eine metallene Wiesenpriemel erschaffen. Zusammen mit einem vom Steinmetzmeister Mathias Beese aus Neustrelitz gestalteten Gedenkstein ist sie jetzt im Landschaftspark neben dem Schloss in Peckatel zu sehen. Als „Blume des Jahres 2016“ steht sie nun inmitten von kürzlich gepflanzten 130 originalen Schlüsselblumen, die der Naturschutzbund (NABU) Meckenburg-Strelitz dort angesiedelt hat.

Eine weitere Spezialität von Stefan Weber ist die Fertigung von edlen Messern aus Stahl. Stahl und Eisen werden feuerverschweißt und in wiederholtem Falten und erneutem Verschweißen zu einem extrem harten und gleichzeitig elastischen Material verarbeitet: Dem Damaszener Stahl. So entstehen edle Messer für die Jagd und den Haushalt. Auch die Griffgestaltung nimmt der Schmied selbst vor. Dabei kommen ihm seine Kenntnisse in der Holzbearbeitung zugute. Stefan Weber schwört dabei auf Rubinienholz, dass er in Kombination mit Metall für Skulpturen und auch Messer verarbeitet. „Da muss man nichts aus Südamerika einführen, wenn hier Holzsorten wachsen, die wir sehr gut dafür einsetzen können“, macht er deutlich.

Wichtig ist dem jungen Mann in seiner Arbeit vor allem die Sicherheit. Die Sicherheit für sich und seine Produkte, die nicht nur die Gewährleistungszeit erreichen müssen, sondern darüber hinaus auch Jahrzehnte halten sollten. Die eigene Sicherheit besteht in dem Wissen und Handeln, welche Gefahren der Beruf beinhaltet. Ebenso wichtig ist ihm die Selbstständigkeit. „Ich habe bisher immer darauf hin gearbeitet, meine Selbstständigkeit zu bewahren und breit aufgestellt zu sein. So geht zwar die Entwicklung meines Handwerksbetriebes nur Schritt für Schritt voran, das aber auf solider Basis. Die Werkstattausstattung ist zum großen Teil aus Schmiedeauflösungen angeschafft worden. So findet sich in seiner Werkstatt in Klein Trebbow alles, was ein Kunstschmied so braucht – vom Amboss über das Schmiedefeuer bis hin zu einer 30- bis 50 Tonnen-Presse sowie unzählige Hämmer, Zangen und mehr.

Apropos breit aufgestellt: Im Februar dieses Jahres hat Stefan Weber die Prüfung zum staatlich geprüften Hufbeschlagschmied erfolgreich abgelegt. Dem vorausgegangen war eine 29-monatige Fortbildung mit umfangreichen Theorie- und Praxisteilen. „Das waren teilweise sehr strenge Prüfungen, die man dort absolvieren musste. Es geht ja schließlich auch um Tiere, die sehr sensibel sind und wo man viel Einfühlungsvermögen braucht. Fehlhandlungen kann und darf man sich hier nicht leisten, die könnten fatale Folgen haben“, ist sich Stefan Weber bewusst. Für die Prüfung zu dieser übrigens selbst finanzierten Ausbildung hatte Stefan Weber eine Kollektion von zehn Muster-Hufeisen zu schmieden. Nun steht er als Ansprechpartner in der Region für die Pferdebesitzer zur Verfügung.


Seeschmiede Klein Trebbow
Am Kirchberg 6
17235 Klein Trebbow
Telefon 0151 21418303
E-Mail seeschmiede@web.de




    letzte Änderung: - 26.10.2018 09:18

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