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St. Marien - Ein Glockenspiel, ein Kraftakt, eine besondere Melodie im Norden Deutschlands.

Eines der bekanntesten & viel fotografierten Wahrzeichen der Stadt Waren (Müritz) ist die St.- Marien-Kirche, die insbesondere geprägt ist von ihrem Glockenkopf-Turm, der aus den unterschiedlichsten Perspektiven die Skyline des Heilbades mit modelliert. Ursprünglich als Burgkapelle für den Fürsten von Werle im Jahre 1225 erbaut, wurde diese später zu einer Hallenkirche erweitert und eint heute als ältestes Baudenkmal Warens viele verschiedene Baustile – von der Romanik über die Gotik bis hin zum Klassizismus. Besonderes Augenmerk fällt dabei immer auf den 54 Meter hohen Turm, der als höchste Erhebung Warens eine perfekte Aussichtsplattform auf 45 Metern bietet, von der aus die drei umliegenden Seen – Müritz, Tiefwarensee & Feisneck – bestaunt werden können.

Doch der Turm bietet noch weitaus mehr. Bis vor kurzem war er noch von Rissen gekennzeichnet, die zunächst von außen nicht sichtbar waren, im Frühjahr 2015 aber den aufmerksamen Beobachtern nicht verborgen blieben, die sich entschlossen, die 176 Stufen des Turms zu erklimmen, um die Aussicht über Waren und das Umland zu genießen. Diese Risse waren auf die Glocken zurückzuführen, um die man sich in der Kirchgemeinde schon seit 1997 sorgte, bekam man zu dieser Zeit doch vom Glockensachverständigen der Westfälischen Kirche Claus Peter den fundierten Rat, nicht weiter in die vorhandenen, schon Rost ansetzenden, Eisenglocken zu investieren, die bereits nahe an ihre maximal zu erwartende Lebensdauer von etwa 100 Jahren heranreichten. Anlässlich der Ausgründung der St. Marien- und St. Georgen-Kirche aus der bis dahin vorhandenen einen Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde zu Waren im Jahre 1901 stiftete der Großherzog Friedrich Franz II. zu Schwerin 9.000 Reichsmark, um drei neue, fein klingende Bronzeglocken als Ergänzung zu einer bereits vorhandenen Bronzeglocke anzuschaffen. Diese wurden jedoch kurz vor Ende des I. Weltkrieges zu „Heereszwecken“ wieder entnommen, so dass nur noch die eine alte Bronzeglocke übrig blieb. Im Jahre 1922 initiierte der damalige Pastor Sarninghausen die Anschaffung von drei neuen Glocken, die im Tausch gegen die alte verbliebene Bronzeglocke nun jedoch nur noch aus dem viel minderwertigerem Material Eisen gegossen werden konnten und damit einhergehend auch einen Verlust der Klangqualität mit sich brachten, der aber in Kauf genommen wurde, um überhaupt wieder über drei Glocken verfügen zu können.

Bis 2016 erwiesen sie ihrer Stadt Waren durchaus drei Mal täglich ihren Dienst, denn geläutet wurde um 8 Uhr, um 12 Uhr und um 18 Uhr und damit letztlich jedem Tag ein gewisses Maß an Struktur gegeben. Baudynamische Untersuchungen ergaben, was auch Küster Gerd Littwin beobachtet hatte – beim Läuten der Glocken traf der Resonanzbereich die Turmeigenfrequenz, die den Turm also mindestens drei Mal täglich in Schwingungen versetzte und die auf der Aussichtsplattform zu spüren waren, denn dort bewegte sich der Holzpfosten mit jedem Glockenschlag gefühlt etwa 20 bis 30 Zentimeter hin und her. Dies wiederum begründete die Risse, die in letzter Konsequenz die Substanz des Turmes massiv gefährdeten.

Bereits 2014 hatte man in der Warener Mariengemeinde den Entschluss gefasst, die vorhandenen Glocken zu tauschen, nachdem sich die Möglichkeit ergab, ein Glockenspiel aus insgesamt 5 aufeinander abgestimmten Bronzeglocken von der Evangelischen Lutherkirche aus Marl-Hamm für insgesamt 15.000 Euro zu erwerben, da der Abriss des Turmes dieser Kirche beschlossen war. Nach reichlich Überlegung und gemeinsamen Austausch wurde von Pastor Leif Rother eine Glockengruppe gegründet, der Kirchengemeinderatsvorsitzender Ralf Mahlau, Mitglieder des Kirchengemeinderates Helmut Dommel und Holger Moritz sowie Harro Freyschmidt und die beherzte Verfechterin des Kulturgutes Kirche, welches nun einmal wichtigster Bestandteil des vielzitierten christlichen Abendlandes ist, Frau Dr. Gisela Dunker angehörten, die sich zum Ziel setzte, die Kräfte zu einen und mit viel Tatkraft und Engagement Spenden in Höhe von insgesamt 80.000 Euro zu sammeln, um den Traum von einem Glockenspiel für Waren (Müritz) zu erfüllen. 15.000 Euro für die 5 Bronzeglocken aus Nordrhein-Westfalen, ergänzt um zwei weitere neu zu gießende Bronzeglocken, die das Ensemble harmonisch aufeinander abgestimmt komplettieren würden.

Mit vereinten Kräften wurde viel bewegt – ob mit dem Marientaler in Gold und Silber, der Ende 2015 als Weihnachtstaler der Raiffeisenbank Mecklenburger Seenplatte unter Vorstandschef Helmut Dommel zur Spendensammlung beitrug, mit Benefizkonzerten, organisiert und teilweise auch geleitet von Ralf Mahlau, mit Verzicht auf persönliche Geschenke anlässlich runder Jubiläen zu Gunsten von Spendensammlungen, mit zahlreichen Privatspenden, mit Förderunterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Stadt Waren (Müritz) mit beträchtlichen Summen. Viele kleine und große Schritte auf dem langen Weg der Spendensammlungen wurden von vielen unterschiedlichen Unterstützern getätigt – letztlich mit dem Ergebnis, dass das Geld insgesamt aufgebracht werden konnte, die Stahljochen durch Holzjochen ersetzt wurden, die Eisenglocken den Bronzeglocken wichen und in einem dritten Schritt nun das Siebener Glockenspiel durch den zusätzlichen Guss von acht festhängenden Glocken zu einem Fünfzehner-Glockenspiel mit entsprechendem Tonumfang erweitert wurde.

Gutachter Dr. Johannes Reetz konstatierte im Mai 2015: „Dieses Projekt ist in klanglicher, denkmalpflegerischer, musikalischer, liturgischer und baudynamischer Hinsicht ein großer Gewinn für die ganze Region.“ Für die Kirche selbst und für die Stadt Waren (Müritz), deren Stadtmarke letztlich aus dem Schwan der St.-Marien-Kirchen-Turmspitze inspiriert wurde, ergibt sich mit den 15 Bronzeglocken die Möglichkeit, die weich und harmonisch klingenden Glocken in wechselnden Choral-Melodien zum Klingen zu bringen. Ein Glockenspiel, welches in einer Kirche im Norden Deutschlands nahezu einzigartig ist.

Am 11. März 2018 ist es dann endlich soweit – zu einem festlichen Gottesdienst sind beide evangelische Kirchgemeinden, die Bürger der Stadt Waren (Müritz) und zahlreiche Gäste offiziell geladen, die sich um das Glockenspiel verdient gemacht haben, und die nun zu den ersten gehören sollen, die den Harmonien lauschen können, weil sie zur Einweihung des Glockenspiels und zum Premiere-Läuten anwesend sind. Anschließend möchte die Kirchgemeinde zu St. Marien miteinander feiern – sicherlich haben sie mit einem solchen Meilenstein in der Kirchgeschichte auch allen Grund dazu, gab es doch noch nie so viele und so fein aufeinander abgestimmte Bronzeglocken im Heilbad Waren (Müritz).

Doreen Köppen                                             

Fotos: St. Marien

 


Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Marien
Mühlenstraße 13
17192 Waren (Müritz)

Telefon: 03991 635727
E-Mail: waren-marien@elkm.de
www.stmarien.de




    letzte Änderung: - 27.02.2018 08:56

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